Es gibt euch Menschen, deren berufliches E-Mail-Konto heute, am 6. Mai, eine automatische Antwort verschickt, die mir erklärt, dass der betreffende Mensch bis zum 1. Mai abwesend und deshalb selbst zu antworten nicht gewillt sei, was zugegebenermassen ein Satz von mir ist, der lang zu werden droht, darum hier ein kurzer:
Ihr habt meine Sympathie.
Es gibt Menschen, die Ihr habt meine Sympathie schreiben, weil sie das für einen attraktiven Satz halten – einen Emotionen transportierenden und somit sinnvermittelnden deutschen Satz. Als Alternative könnte ihnen noch Ihr seid mir sympathisch einfallen oder sogar Ich sympathisiere mit euch, wobei diese Variante von den dreien noch die sympathischste wäre, weil hilfsverbenfrei.
Warum aber, liebe Deutschsprecher und -schreiber, warum sagen wir sympathisch und nicht das, was wir wirklich meinen?
Weil es Zeit braucht, herauszufinden, was wir wirklich meinen. Weil es zigtausend Worthülsen gibt, aber keine einzige Gefühlshülse in uns drin.
In diesem Sinn: Ich gönne mir ab genau jetzt zwei tastaturfreie Wochen. Gehe dorthin, wo es ebenfalls Worthülsen gibt, aber keine deutschen. Dort will ich Wörter finden – neue Wörter für alte Empfindungen. Und teile sie dann mit der Welt. Wahrscheinlich sogar pünktlich.
PS: Leute, die sich von ihrem E-Mail-Konto eine Woche länger fernhalten als sie vielleicht selber dachten, als sie das Datum eintippten – ich lasse mir die Vorstellung nicht nehmen, dass Menschen heute wenigstens das noch selber tun -, solche Leute sind für mich einerseits Helden, weil sie der Entspannung mehr trauen als der Anspannung, dem Auf-Draht-Sein-Müssen. Weil sie Ferien-Nonchalance offenbar spontan in den Alltag hinein verlängern können, egal, was sie zuvor – und sei es auch «nur» elektronisch – versprochen haben. Die Anerkennung überwiegt in mir, wenn ich als Antwort auf ein paar sorgfältig formulierte Zeilen eine Hülse erhalte. Die Grundhaltung dahinter empfinde ich als erstrebenswert.
Dass es mich aufregt, dass der andere noch immer nicht erreichbar ist, regt mich an mir selber auf. Auch der Gedanke, dass der andere offenbar auch ausserhalb seiner Ferien nicht zu arbeiten braucht, regt mich auf. Soll er/sie das doch geniessen – und ich auch, dass ich einen Job habe, in dem das nicht geht. Mich braucht man am ersten Tag nach den Ferien – zumindest am zweiten oder dritten. Das sollte ein ausreichender Trost sein. Und wenn nicht, muss ich etwas daran ändern, nicht der Hülsenschicker.
Das meine ich, wenn ich sage: Ihr habt meine Sympathie.
Zunächst freue ich mich, dass ich Deinen Blog entdeckt habe und ich danke Dir auch für Deine Rückmeldungen.
Ich wünsche Dir eine energie-tankende, kreativität-sammelnde, neue-Worte-findende Zeit auf anderen Planeten, bevor Du wieder auf dem Schreibplaneten landest.
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Ich wünsche eine schöne tastaturfreie Zeit. ;-)
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Gutes Wortefinden!
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