Zwischentext

Welchen Titel mein nächster Text haben wird, weiss ich noch nicht, null Ahnung, kein Hauch einer Idee. Die Geschichte, die diesem Zwischending hier folgen wird, ist mir gänzlich unbekannt, nur das Thema, das kenne ich: die Buchmesse.
Ich fahre nach Frankfurt. Dort war ich noch nie. Der Ort hat mich nie angelockt, er ist bisher nicht auf mich aufmerksam geworden, und ich bin mitschuldig, ich habe mich Frankfurt gegenüber nie besonders bemerkbar gemacht. Denn: Hochhäuser und grosse Flughäfen, daran erfreuen sich andere, nicht ich.

Deutschland ist mir eh ein Rätsel. Ich war schon halb erwachsen, also etwa neun oder zehn, als ich zum ersten Mal nördlich der Grenze war, in Weil am Rhein. Dort hiessen die Supermärkte anders und in denen drin gab es die Mini-Wini-Würstchenkette („lieben Karl und die Annette“, den Werbespot hatte ich im deutschen Fern gesehen). Und es gab Waldmeister-Wackelpudding. Und Hanuta.
Mit 17 eine Klassenreise nach Rostock, wohnen im Plattenbau, Fleisch mit Bierschaum einreiben vor dem Grillen, und mit 18 ein paar Tage in Berlin. Mit 19 ein Fussballspiel in München, TSV 1860 gegen Borussia Dortmund, 1:3, Icke Hässler schoss das Ehrentor. Seinen Namen auf dem Trikot schrieb er (wahrscheinlich nicht er selber, sondern jemand anderes für ihn) mit ß: Häßler. Ein ß auf einem Spielertrikot hatte ich noch nie gesehen, und nach dem Spiel war ich zweimal im Hofbräuhaus: Zuerst lange, um zu trinken, danach nochmals kurz, um meine Wollmütze suchen zu gehen – ohne war es mir draussen zu kalt.
Und vor acht Jahren mal ein Abstecher nach Hamburg, dürftiges Hotelzimmer in St. Pauli, und bei der Heimfahrt musste ich sieben Stunden vor der ICE-Toilette auf meinem Rollkoffer sitzen, der Zug war überfüllt.
Das ist mein Deutschland.

Diesmal ist mein reservierter Sitzplatz im ICE tatsächlich frei (nachdem ich einen youtubefilmchenschauenden Mitschweizer verjagt habe) und jetzt heisst es aus dem Lautsprecher – also aus irgendeinem der tausend kleinen Löcher an der Decke, ich weiss nicht, aus welchem – Willkommnimizeehnafrankfudamainaupanof, wir möchten Sie noch auf unser gastronomisches Angebot aufmerksam machen.

 

 

7 Gedanken zu “Zwischentext

  1. Ich reise oft im ICE, aber erst bei meiner letzten Fahrt Erfurt – Wien merkte ich, wie schrill eine Durchsagestimme einer menschlichen, am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehenden Zugbegleiterin werden kann, wenn der ICE nicht mehr in der Lage war, die Wagenanzeigen und Platzreservierungen richtig anzuzeigen, einige in den Waggons teilweise ausgefallen sind und manch andere halt verkehrt herum: „…bitte überlassen Sie den freien Platz den Mitreisenden, blablabla.“
    Und das gastronomische Angebot ist tatsächlich schlechter geworden: Meine heißgeliebten Vollkornbrote aus dem BordBistro, damals im 3er Pack belegt mit Käse, Salami und Schinken, gibt es nun in zwei verschiedenen 2er Packs mit jeweils Salami/Schinken und Käse/Hüttenkäse.

    In Frankfurt am Main war ich einmal. In diese Stadt kann man sich zwar nicht gleich verlieben wie in Zürich oder Bern, aber es hat einen gewissen Charme.
    http://sori1982.blogspot.co.at/2012/06/26052012-frankfurt-am-main.html

    Eine schöne Zeit auf der Buchmesse wünscht Dir die Piefke! (Die es übrigens cool findet, wenn das Grillfleisch oder die Bratwürste vor dem Grillen mit Bier von besprenkelt bis eingerieben werden.)

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    1. „You ain’t a beauty, but hey you’re alright/ Oh and that’s alright with me…“

      Hast du geschrieben. Über Frankfurt.

      Am Main unten ist es schön. Alles andere is alright with me, too.

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  2. Viel Spass an der Buchmesse und wenn du mal mehr Deutschland kennen lernen willst, dann kannst du mich ja besuchen. So schlimm ist es da nicht.

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