Im Frühtau die Zwerge

In Ländern mit so manchem Berg
Mit Fels, Geröll, Unwegsamkeit
Da macht sich mancher gern zum Zwerg
Also ruft er: Wanderzeit!

Kriecht mit Stöcken oder ohne
(übertrieben wär „er läuft“)
In die anaerobe Zone
Wo er laufend Wasser säuft

Wo kein Pfad, bleibt nur die Strasse
Dessen ist er sich bewusst
Autogase in der Nase
Nichts trübt seine Wanderlust

Vierunddreissig Grad im Schatten
(in der Sonne deutlich mehr)
Würden Wandern nicht gestatten
Doch das Ego stellt sich quer

Eingebor’ne reissen Witze:
„Guten Tag, wo willst du hin?
Wandern gehn bei dieser Hitze
kommt nur Städtern in den Sinn!“

Stolz zählt er die Höhenmeter
Schwitzt sich froh den Rücken nass
Schiesst ganz oben, Stunden später
Selfies auf dem Alpenpass

Runterkraxeln in die Senke
Bauch- und Knie- und Rückenweh
Dankbar knacksen die Gelenke
Blase platzt am grossen Zeh

Ein langer Umweg noch zum Schluss
(schlecht angezeigte Wanderrouten)
Wer schlau ist, nimmt schon früh den Bus
Ans gleiche Ziel – in acht Minuten.

 

 

5 Gedanken zu “Im Frühtau die Zwerge

  1. Besonders extravagante und untrainierte Städter dürfen beim Abstieg noch auf ein Kompartment-Syndrom hoffen. Da kann der Unterschenkel von absterben, so der Notarzt nicht rechtzeitig einen entlastenden Schnitt führt…

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