Ich floskel mir die Welt, widde widde wie sie mir gefällt

Ein Pulverfass.
Ist und bleibt das.
Dort unten.

Die politische Weltkarte einiger der lautesten Menschen – jemand soll mich korrigieren, wenn ich unfair bin – geht über vage Ahnungen nicht hinaus. Ihnen, den Ahnenden, stehen zwei Wege offen, erstens: ein Wissender zu werden; zweitens: ein Floskelnder.

Sag so etwas mal dort unten. Dann aber. Ausgepeitscht und schlimmer.

Ein Floskelnder zu werden ist einfach. Man hört einem Floskelnden zu und denkt: Der hat recht. Und dann hört man niemandem mehr zu, sondern: Man kopiert. Und schwupps, man ist selber einer. Das ist ein dankbar einfacher Weg. Dem Cristiano Ronaldo zuschauen und ihn dann kopieren, das ist schwieriger.

Die Autos, mit denen die hier rumfahren. Da soll mir noch einer erzählen. In denen ihrem Koran steht das ganz sicher nicht. Wenn wir jemals so mit unseren Frauen. Pulverfass.

Der Kopierer sagt über den Originalfloskler: Klar, der übertreibt. Ich bin ja auch nicht mit allem. Aber wenigstens sagt er, wie’s ist. Das wird man wohl noch sagen dürfen. Wenn man das nicht mehr sagen darf, dann weiss ich auch nicht.

Nichtwissen als letzter Ausweg. So weit sind wir schon. Vielleicht war es das, was die Hamburger Band Tocotronic in ihrem Song Imitationen sagen wollte, 2007, auf dem Album Kapitulation. – So weit bin ich noch nicht, noch will ich nicht kapitulieren vor der Floskelwut der Wutfloskelbürger. Aber diesen Text wieder mal auseinandernehmen, Zeile für Zeile, das will ich:

Imitationen von dir
Befinden sich in mir
Imitationen von dir
Verbünden sich mit mir
Berühren und begleiten mich
Sagen: „Es gibt kein wahres Ich“
Verspüren und bereuen nichts
Spucken den Leugnern ins Gesicht

Dein gut ist mein gut
Dein schön ist mein schön
Dein wahr ist mein wahr

Imitationen von dir
Wiederholen sich in mir
Imitationen von dir
Klopfen an die Tür
Und leise reden sie mir ein:
„Du musst nicht du selber sein“
Und leise reden sie mir ein
„Wir werden dich von dir befreien“
Dein schlecht ist mein schlecht
Dein schlimm ist mein schlimm
Dein schlimm ist mein
Ganz schlimm

Du bist so viel gereist
Im Zickzack durch die Zeit
Nirgendwo, wo du bleibst
Manchmal nur durch Träume treibst
Fast durch die ganze Welt
Bist du zu mir bestellt

Dein gut ist mein gut
Dein schön ist mein schön
Dein wahr ist mein wahr
Dein schlecht ist mein schlecht
Dein schlimm ist mein schlimm
Dein schlimm ist mein
Ganz schlimm

Es kann auch einfach ein Liebeslied sein. Liebe ist gut, die kann der Welt sicher nicht schaden, wenn man sich mal ein bisschen umsieht. Wenn man sieht, was alles in der Zeitung. Was soll da an einem Liebeslied bitteschön schlecht sein. Sollten vielleicht selber besser mal über Liebe. Weiss halt auch nicht, worüber dort unten gesungen wird. Sowieso Katzengej.

 

7 Gedanken zu “Ich floskel mir die Welt, widde widde wie sie mir gefällt

  1. Tocotronic <3
    Warte auf mich am Grund des Swimmingpools. Wäre vielleicht manchmal keine schlechte Idee.

    "Flosklende" finde ich großartig. Sind dann die besonders alten Exemplare eigentlich Quastenfloskler? :D
    Ich muß da mal drüber nachdenken. Ansonsten mache ich noch bezüglich Einfachheiten und Nebelkerzen etwas schamlose Eigenwerbung.

    Frohes Neues Jahr :)

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