9,2 Promille

Ich schreibe ja nur. Ein Textlein dann und wann, und das tue ich ins Internet. Damit ich’s schnell zeigen kann, wenn jemand fragt: „Was denn, du schreibst? Was schreibst du denn?“

Ein Link ist halt praktischer als zehn Fotokopien von Gekrakel auf Fresszetteln. Aber an der Sache ändert das nichts: ich schreibe nur.

Nun gelte ich aber plötzlich als Blogger. Und weil ein Oberblogger, sein Name ist Seppo, praktisch als Erster den Schreibplaneten entdeckt hat, bin es jetzt nicht mehr primär ich, der die Welt da draussen beäugt. Nein, ich werde beäugt. Von der Bloggerwelt.

Über 1000-mal haben Menschen im letzten Monat meine Texte geöffnet (Texte öffnen: eine absurde Vorstellung). Es ist eine Invasion, und zwar eine mit Folgen: Ich bin für eine Blogger-Auszeichnung nominiert. Obwohl ich doch nicht blogge.
Aber nun gut. Ich sage mir: Ein mittelmässiger Skispringer würde auch nicht Nein sagen zu Olympiagold im Rodeln. Und meine Chance auf diese Blogger-Auszeichnung ist grösser als meine olympischen Aussichten. 108 Blogs sind nominiert – und der Schreibplanet.  Die Blogger gewähren mir also eine Chance von 0,92 Prozent. Oder 9,2 Promille.

Also gut, spielen wir Blog. Die Jury verlangt, dass ich 28 Fragen beantworte. Sonst sind die 9,2 Promille futsch. Keine Antworten: kein Sieg.
Darum hier das Interview:

Was haben Seppo und Du gemeinsam?
Er schreibt und nennt es Seppolog, ich schreibe und nenne es Der Schreibplanet. Also bin ich konsequenter. Dafür schreibt er praktisch täglich, da ist er konsequenter. Bei ihm hat jeder Beitrag ein Bild, bei mir jeder Beitrag keines. Vielleicht sind wir beide sehr konsequente Menschen.

Wieso hättest Du die „Seppo Blog Auszeichnung“ nicht verdient?
Weil ich nicht blogge. Nächste Frage, bitte. Ja, da unten kommt sie schon!
(Ist euch auch aufgefallen, dass es Leute gibt, die schon bereits sagen? Ich möchte die nächste Frage hören, ah, da kommt sie ja schon bereits… Solche Leute gibt es; ich staune jedes Mal.)

Eine Woche lang keine (soziale) Technik: kein Handy, kein Facebook, kein Blog – nichts. Was würde das mit Dir machen?
Ich bin es, der Dinge mit mir macht – nicht Es. Also: Ohne Handy und Co. würde ich schreiben, lesen, denken, schreiben, lesen, denken, schreiben, lesen, denken, schreiben, lesen, denken. Eigentlich wie immer.

Was inspiriert Dich für Deine Themen?
Die Welt jenseits des Schreibplaneten.

Wer hat Dir das Hirn so manipuliert, dass Du bei so einem Wettbewerb teilnimmst?
Das muss ich selber gewesen sein (ich lasse ja nichts mit mir machen, siehe vorletzte Antwort).

Wer sollte Deinen Blog besser nicht lesen?
Pfff.

Auf einer Skala von eins bis zehn: Was isst Du am liebsten?
Sex fände ich ein gutes Thema, aber darüber kommt bisher nichts…

Welchen Titel hatte Dein erster Blog-Eintrag, welchen wird Dein letzter haben?
„Sarbach geht spazieren“. Damit hat es angefangen. Ich finde den Titel immer noch eine Bombe für den ersten Eintrag. Bei dieser Gelegenheit möchte ich daran erinnern, dass es kein Blog-Eintrag war. Ich schreibe, ich blogge nicht. (…und dieser Satz kommt mir enorm bekannt vor!)
„Ich war spazieren“ könnte der letzte Titel lauten. Das wäre poetisch. Für den Titel würde ich mich dann ewig schämen, weil es nicht korrektes Deutsch ist.

Was frühstückst Du?
Es ist Mittag, da pflege ich nicht zu frühstücken.

Katze oder Hund?
Das frühstücke ich sicher nicht.

Hast Du sonst niemanden, dem Du das alles erzählen könntest?
Eh bain non, évidemment pas!

Wer liest Dich überhaupt?
Mich oder meine Texte?

Was müsste geschehen, dass Du mit dem Bloggen aufhörst?
Bitte zuerst die Frage Wer liest Dich überhaupt? präzisieren…

Welche Eigenschaft an einem Menschen schätzt Du am meisten?
Wenn er viel denkt und viel liest. Das macht Menschen für mich sehr erträglich.

Was ist Deine beste Eigenschaft?
Ich denke viel.

Was ist Dein größter Fehler?
Ich schreibe, bevor ich denke. Und dein grösster Fehler ist, dass du größter schreibst statt grösster. Kann ich als Schweizer so nicht akzeptieren. Was sollen meine Leser denken? Eine Anmass(!)ung ist das.

Wie, denkst Du, sehen Dich die anderen Menschen?
Durch ihre Iris. Es hat mit Biologie und Physik zu tun. Chemie möglicherweise auch. Bin ich mir jetzt spontan nicht sicher.

Was würdest Du niemals in einem Blog posten?
Ein Bild.

Glaubst Du neben Seppos Blog noch an andere Wunder?
Ich glaube an die Schweizer Raumfahrt.

Wenn Du einen Gegenstand in eine Zeitkapsel tun könntest, welche erst in 100 Jahren geöffnet werden würde, welcher Gegenstand wäre das?
Alle deutschsprachigen Gratiszeitungen der Welt. (Hoppla, jetzt wird’s gesellschaftskritisch.)

Was bedeutet Schreiben für Dich, was macht es mit Dir?
Nichtschreiben macht deutlich mehr mit mir als Schreiben.

Wie kriegst Du Seppo ins Bett? 
Kommen noch schwulere Fragen?

Was macht Mannsein für dich aus, was Frausein? 
Spüre den Unterschied meist nicht.

Was bedeutet das Konzept der ewigen Liebe für Dich? Ist es möglich? Wünschenswert? 
Ewige Liebe ist ein Konzept?

Warum sind 28 Fragen zu viel?
Geht so.

Blogger seien Selbstdarsteller, heißt es oft. Warum stimmt das – und ist das schlimm?
Geht so.

Warum machst Du bei dieser Nummer mit?
Nummer 27 ist das. Naja, konsequenterweise.

Wie löst Du zwischenmenschliche Konflikte? Offensiv, defensiv oder gar nicht? 
Ich bin daran, offensiver zu werden. Gegen Schluss hin ist es jetzt sehr persönlich geworden, finde ich.

 

10 Gedanken zu “9,2 Promille

  1. hmmmmm …. ich stufe dich so ein dass du , je nach Situation mit wenigen Worten viel sagen kannst aber im Zweifelsfall wenn dir die Fragen nicht behagen auch sehr gut mit vielen Worten immer noch die erwartete Antwort schuldig bleibst … ;-)

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